iOS 14.5 limitiert (und öffnet) das App-Tracking


24.02.2021

Für das kommende iOS 14.5 kündigt Apple einige Einschränkungen an, bezüglich Tracking von iOS Apps. Viele Blogposts vermischen die iOS 14 Tracking-Einschränkungen mit den Tracking-Einschränkungen bei Facebook. Zwar ist das Eine durch das Andere erst entstanden, aber es sind zwei völlig verschiedene Themen. In diesem Beitrag soll es “nur” um die Auswirkungen von iOS 14.5 in Bezug auf Tracking-Kennzahlen gehen (und um eine neue Möglichkeit) - zumindest was wir bisher wissen - also schauen wir uns das einmal genauer an. Zuerst die schlechte Nachricht (fürs Tracking).

Tracking Opt-In Abfrage für iOS Apps

Mit iOS 14.5 verpflichtet Apple alle Apps, eine Erlaubnis für das Tracking des Nutzers einzuholen:

Quelle: Twitter Stream von Tim Cook

Also eine Art Consent Management für das App-Tracking. Wenn wir mal ehrlich sind, ist das längst überfällig. Auf Websites werden Einwilligungen für Drittanbieter-Trackings und Cookie’s bis auf den letzten Krümel abgefragt und in den Smartphone-Apps wird getrackt, was das Zeug hält. Aber zurück zur Sache ...

Jedenfalls kann der Nutzer hier wählen, ob er getrackt werden will oder nicht. Vermutlich werden mehr als die Hälfte der Nutzer das Tracking nicht erlauben, wodurch wir eine ganze Menge an Tracking Daten verlieren. Zumindest auf den ersten Blick. Apple bezeichnet das Ganze als “App Tracking Transparency Framework”, abgekürzt ATT und sieht es als einen Teil seiner Datenschutz-Strategie.

Aber es gibt auch einen (kleinen) Lichtblick:

iOS Conversion Tracking ohne Opt-In

Wenn man etwas tiefer gräbt, stößt man auf ein “Webkit Feature”, welches Apple ebenfalls ab iOS/iPadOS 14.5 für die Apps ausrollt. Es nennt sich “Private Click Measurement”, abgekürzt PCM. Damit bietet Apple die Möglichkeit, zumindest Conversions tracken zu können, selbst wenn keine Tracking-Erlaubnis des Nutzers für die App vorliegt. Apple begründet dies damit, dass die Conversions anonym übertragen werden und keine Rückschlüsse auf den Nutzer oder das Device zulassen.

Und hierbei gibt sich Apple auch alle Mühe, denn es gelten folgende Einschränkungen für diese Art des Conversion-Tracking:

  • Es ist keine Nutzer-Zuordnung möglich und somit auch kein Erfassen von demografischen Nutzer-Merkmalen
  • Es wird der Zeitpunkt der Conversion übertragen, nicht der Zeitpunkt des Ad-Klicks
  • Die Attributions Reports werden verzögert übertragen und zwar zufällig in einem Zeitfenster zwischen 24 und 48 Stunden nach dem jeweiligen Event (oder auch noch später, wenn der Nutzer-Browser wieder läuft)
  • Beim Ad-Click kann eine 8-Bit ID übertragen werden (eine Zahl zwischen 0 und 255, also 256 mögliche Werte/Kampagnen) - pro Domain
  • Bei der Conversion wird eine 4-Bit ID übermittelt (eine Zahl zwischen 00 und 15, also 16 verschiedene Conversion-Arten) - pro Domain
    Später soll hier noch eine Art Priority-Angabe zusätzlich möglich sein.
  • Das Attributionsfenster beträgt maximal 7 Tage, d.h. findet die Conversion später als 7 Tage nach dem Ad-Click statt, wird sie nicht getrackt

Das “Privat Click Measurement” ist, wie bereits geschrieben, ein Feature von Webkit, steht also nicht nur in Apps zur Verfügung, sondern auch in Webkit-Browsern wie Safari (dort bereits jetzt). Das Ganze wurde beim W3C als Standard vorgeschlagen, man hofft also auch auf die Unterstützung in den anderen Browsern.

Allerdings haben Google, Brave, Facebook und einige andere bereits eigene Lösungen im Sinn, die mit dem PCM konkurrieren. Hier wird es sicher noch spannend (zumindest für das Browser-Tracking).

Für das Tracking von Bannern, die andere Apps aus dem App-Store bewerben, bietet Apple das SKAdNetwork an. Damit kann z.B. die Installation einer beworbenen App als Conversion beworben werden.

Fazit

Laut Apple sind alle Apps betroffen, die in Apple’s App Store angeboten werden, wodurch theoretisch auch Browser betroffen wären, wie z.B. Google Chrome. Damit würde das Thema nochmals spannender. Auch sollte man bedenken, dass viele Apps (z.B. Facebook) auch In-App-Browser haben, die genauso betroffen sind. Einzig Apple’s Safari unterliegt (offiziell) dieser Einschränkung nicht, denn das ist ja keine im App Store gelistete App. Allerdings hat Safari in Sachen Datenschutz ohnehin eine Sonderstellung (Stichwort ITP).

Zusammengefasst (und vereinfacht ausgedrückt) gibt es mit iOS 14.5 folgende Auswirkungen in Bezug auf Tracking:

  • Opt-In für Nutzer-Tracking in iOS Apps wird für alle Apps zur Pflicht
  • Conversions können nur noch eingeschränkt getrackt werden (max. 256 verschiedene Kampagnen und 16 verschiedene Conversion-Arten, jeweils pro Domain)
  • Das Attributionsfenster (zwischen Ad-Click und Conversion) wird auf 7 Tage verkürzt (von 28)
  • Demografische oder geografische Tracking-Kennzahlen sind (ohne Opt-In) nicht mehr möglich
  • Ad-Views können nicht mehr getrackt werden, jedenfalls nicht ohne Opt-In

Je nach Art und Umfang von Werbekampagnen wird das iOS Update deutliche Auswirkungen haben, gerade für Social Media Kampagnen in Facebook & Co. Hier werden sicherlich einige ihre Werbestrategie anpassen oder gar umstellen müssen.


Update 24.02.2021, 16:30 Uhr
Hinweis zum SKAdNetwork eingefügt


Autor:

Andi Petzoldt